WERDERSTRASSE

Theodor Freiherr von Cramer-Klett (* 27. September 1817 in Nürnberg; † 5. April 1884 in Aschau im Chiemgau) war ein deutscher Kaufmann und Industrieller. Neben Joseph von Baader (1763–1835) und Joseph Anton von Maffei (1790–1870) gilt Cramer-Klett, in seiner Eigenschaft als Eigentümer der Maschinenbau Aktiengesellschaft Nürnberg, als einer der drei wichtigen Wegbereiter der Eisenbahn in Bayern.

Als bedeutender Finanzier war er Gründer der Süddeutschen Bodenkreditbank AG sowie Mitbegründer der Privatbank Merck, Christian & Co (der späteren Merck Finck & Co) und der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft.

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHE ANFÄNGE

Der Vater, Albert Johann Cramer, betrieb in Nürnberg einen Importhandel mit Kolonial- und Textilwaren, den er 1834 liquidieren musste, um nach Wien überzusiedeln. Dort beteiligte er sich erfolgreich an einer Seifenfabrik. Seine Mutter, Felicitas Falcke, war die Tochter des Nürnberger Kaufmanns Johann Caspar Falcke.

Theodor Cramer erwarb zunächst kaufmännische Kenntnisse im Geschäft des Vaters. 1837/38 absolvierte er ein Ausbildungsjahr im großen Prager Handels- und Bankhaus Lämel und besuchte dann ein Jahr lang in München Vorlesungen in Philosophie (Friedrich Wilhelm Joseph Schelling) und Naturwissenschaften (Justus Liebig).

Ende 1839 musste er nach Wien zurückkehren, um den kränkelnden Vater in der Seifenfabrik zu unterstützen. Doch schon 1840 übersiedelte er nach Genf, wo er in einem Bankhaus seine Kenntnisse des Finanzwesens vertiefte. In der Schweiz sowie auf Reisen nach Frankreich und Italien kam er in intensiven Kontakt mit liberal-demokratischen und auch frühsozialistischen Ideen.

1843 beschloss er, sich mit dem in Genf erworbenen kleinen Vermögen selbstständig zu machen, indem er die Verlagsbuchhandlung Bäumler erwarb. Dieser gliederte er 1844 den Friedens- und Kriegskuriers an, den späteren Fränkischen Kuriers, in dem er auch selbst politische Artikel publizierte. Erst 1849 gab er das Verlagsunternehmen auf Druck aus dem Stadtmagistrat ab.

ÜBERNAHME DER NÜRNBERGER MASCHINENFABRIK UND EISENGIESSEREI J. F. KLETT

Die entscheidende Wendung in seinem Leben trat 1847 durch seine Verheiratung mit Emilie Klett, der Tochter Johann Friedrich Kletts, ein. Johann Friedrich Klett war der Begründer einer Maschinenfabrik, die seit 1838 (zunächst mit Hilfe englischer Techniker) Eisenbahnmaterial, besonders Dampfmaschinen und Kessel, herstellte.

Theodor Cramer übernahm nach Kletts Tod 1847 die Maschinenfabrik und Eisengießerei J. F. Klett, die er 1865 in die Offene Handelsgesellschaft Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg Klett & Co. und 1873 schließlich in die Maschinenbau-Actiengesellschaft Nürnberg umwandelte. Mit dem hervorragenden Eisenbahnfachmann und genialen Erfinder Johann Ludwig Werder, den Cramer-Klett 1848 von der Konkurrenz abwarb und zum technischen Leiter machte, baute er das Unternehmen rasch zu einer der führenden Maschinenfabriken Deutschlands aus. Neben der Eisengießerei und der Produktion von Eisenbahnmaterial, Eisenbahnwaggons sowie Gewehren – alles möglichst in Massenfertigung – waren die Hauptarbeitsgebiete der Bau von Dampfmaschinen und Brücken (u. a. Isar-Hochbrücke bei Großhesselohe 1857; Rheinbrücke von Mainz nach Gustavsburg 1860–1862, die sogenannte Mainzer Südbrücke).

Darüber hinaus erwarb sich Cramer-Klett früh große Anerkennung durch Hochbauten in Glas und Eisen wie die Schrannenhalle in München 1851/52, den Wintergarten an der königlichen Residenz in München 1853 und die Würzburger Bahnhofshalle 1856. In Anerkennung der besonderen Leistung bei der nur 100 Tage beanspruchenden Errichtung des Glaspalastes für die Allgemeine Münchener Gewerbeausstellung 1854 (nach dem Vorbild des Londoner Kristallpalastes) wurde er im selben Jahr in den persönlichen Adelsstand erhoben.

TOD UND VERMÄCHTNIS

Theodor von Cramer-Klett starb nach langem Siechtum am 5. April 1884 in Aschau. An seinem Sterbebett stand neben seiner Familie Wilhelm von Finck, dem der Verstorbene ein väterlicher Freund war. Wilhelm Finck führte zusammen mit Hermann Pemsel, Friedrich Hensolt und Jean Kempf (den leitenden Herren in der Maschinenfabrik Nürnberg), Gustav von Schlör (alter Freund und Teilhaber in der Firma Klett & Co.) sowie der Witwe die Geschäfte Cramer-Kletts weiter. Diesen Personen hatte Cramer-Klett auch die Vormundschaft für den bei seinem Tode erst zehnjährigen Sohn „Theodor II.“ übertragen. Sein Grab befindet sich auf dem Johannisfriedhof (Nürnberg).

1898, 15 Jahre nach Cramer-Kletts Tod, wurde durch Zusammenschluss mit der 1840 gegründeten Maschinenfabrik Augsburg AG die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN) gegründet.

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