MÜNGSTENER STRASSE

Kaiser-Wilhelm-Brücke bei Müngsten im Jahr 1912

Benannt nach der Hochbrücke bei Müngsten erbaut 1894-97. Die in Gustavsburg konstruierte Brücke, galt als technische Meisterleistung. Sie hatte eine Bogenweite von 170 m und eine Höhe von 107 m.

Die Müngstener Brücke (ehemals Kaiser-Wilhelm-Brücke) ist die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands.

Die stählerne Bogenbrücke ist Teil der Bahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen–Solingen (KBS 458). Diese wird im Regelbetrieb von der S-Bahn-Linie S 7 der S-Bahn Rhein-Ruhr, der Müngstener, befahren – mangels Elektrifizierung mit Dieseltriebwagen.

Die Brücke überspannt zwischen den Städten Remscheid und Solingen das Tal der Wupper in unmittelbarer Nähe des Haltepunkts Solingen-Schaberg. Bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918 trug das Bauwerk den Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke, zu Ehren Kaiser Wilhelms I. Danach wurde die Brücke nach der nahegelegenen Siedlung Müngsten benannt, die heute wüst liegt.

GESCHICHTE

Im Jahr 1893 wurde mit den Vorarbeiten am Bauplatz begonnen, die Eisenbahnbrücke daraufhin 1897 als Stahlbau vom MAN Werk Gustavsburg fertiggestellt. Erste Entwürfe für eine Bogenbrücke an dieser Stelle zwischen den beiden Städten gehen auf das Jahr 1889 zurück. Die sechs Gerüstpfeiler haben eine maximale Höhe von 69 m. Die Mittelöffnung des Überbaues, die die Talsohle überspannt, hat eine mittlere Stützweite von 170 m. Die anschließenden Öffnungen 30 m und 45 m. Über dem Bogen sind zur Abstützung der Gerüstbrücke Pendelstützen angebracht. Die Gesamtlänge der Stahlkonstruktion beträgt 465 m. Es wurden insgesamt 5.000 t Stahlprofile verbaut und 950.000 Niete geschlagen.

Der Hauptbogen der Brücke wurde erstmals im Verfahren des freien Vorbaus errichtet. Damit ist gemeint, dass die beiden Bogenhälften ohne weitere Gerüste bis zum Bogenschluss fertiggestellt wurden und gewissermaßen selbst die Funktion eines Krans für die weitere Montage hatten. Das Verfahren zeichnet sich durch einen geringen Aufwand bei der Herstellung aus, die statische Berechnung aller Belastungen ist jedoch aufwändig. Der Bogen selbst ist dreifach statisch unbestimmt gelagert, was ebenfalls eine erhebliche Materialeinsparung mit sich bringt. Auch hier ist der Materialaufwand niedriger als beim statisch bestimmten Bogen mit drei Gelenken, jedoch wird der Bogen zusätzlich durch im Bauwerk verbleibende Wärmeausdehnungen belastet. Damit unterscheidet sich die Müngstener Brücke vom optisch sehr ähnlichen Garabit-Viadukt in der Auvergne in Frankreich.

Der Ingenieur Anton von Rieppel (1852–1926) war Vorstandsvorsitzender der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (M. A. N.). Sein Name ist auf der Gedenktafel verzeichnet, die auf Betreiben des Vereins Deutscher Ingenieure und der MAN am Fuß der Brücke errichtet wurde.

Anfangs war nur ein Gleis auf der Brücke geplant, doch die damalige Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld schätzte den zu erwartenden Verkehr zwischen Remscheid und Solingen so hoch ein, dass die Planung auf zwei Gleise abgeändert wurde. 1890 hat der preußische Landtag bereits die erforderliche Bausumme von fünf Millionen Mark genehmigt. Die Luftlinienentfernung zwischen beiden Städten beträgt 8 Kilometer, vor dem Bau der Müngstener Brücke jedoch belief sich die Entfernung auf der Schiene auf 42 Kilometer. Der erste Spatenstich erfolgte am 26. Februar 1894. Um die Baumaterialien heranzuschaffen, wurden die Gleise von beiden Städten schon bis zur Baustelle verlegt. Insgesamt 1.400 kg Dynamit und 1.600 kg Schwarzpulver wurden benötigt, um die erforderlichen Sprengungen auszuführen.

Die Fertigstellung des Rohbaus (Brückenschluss) fiel auf den 21. März 1897; am darauf folgenden Tag wurde während des Richtfestes der letzte von rund 950.000 auf der Baustelle gesetzten Niete geschlagen. Die offizielle Einweihungsfeier der Brücke fand am 15. Juli 1897 statt. Kaiser Wilhelm II. kam jedoch zu dieser Veranstaltung nicht persönlich, sondern schickte als Abgesandten und seinen Vertreter Prinz Friedrich Leopold von Preußen. Er selbst besuchte die Brücke am 12. August 1899, also erst zwei Jahre später. Eine Gedenktafel unter der Brücke erinnert noch heute daran. 1978 gab es einen Teil-Neuanstrich.

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